Wissenschaftlichen Studien zufolge erfährt jede:r siebte bis achte Erwachsene in Deutschland sexuelle Gewalt in der Kindheit oder Jugend. Viele dieser Fälle fließen nicht in die Kriminalstatistik ein, weil sie von den Betroffenen nie zur Anzeige gebracht werden.
So zählte die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2021 in Deutschland 15.507 ermittelte Fälle des sexuellen Kindesmissbrauchs, die Dunkelziffer liegt dabei wesentlich höher. Dabei ist insgesamt ein Anstieg von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche feststellbar. Innenministerin Faeser zufolge werden in Deutschland im Durchschnitt 49 Kinder pro Tag Opfer von sexualisierter Gewalt. Einen besonders hohen Anstieg registriert die Polizei seit einigen Jahren bei den Missbrauchsdarstellungen und im Bereich der sogenannten Kinderpornografie.
Sexueller Kindesmissbrauch und die Gefahren des Internets
Gerade im Internet sind Kinder und junge Heranwachsende verstärkten Risiken ausgesetzt. Hierzu gehören vor allem Cybergrooming, missbräuchliches Sexting oder die Konfrontation mit Pornografie. Die Bandbreite von sexuellen Übergriffen auf Kinder im Internet ist groß.
Gleichzeitig steigert die Anonymität im Netz auch die Bereitschaft unter Jugendlichen selbst, böse zu anderen zu sein, wie eine Statista-Umfrage unter Lehrkräften 2022 belegt. Im Täterkreis hingegen wirkt die Entgrenzung im Internet wie ein Brandbeschleuniger. Täter können sich selbst gegenseitig bestärken und gleichzeitig in der Anonymität des Internets untertauchen.
Sexueller Kindesmissbrauch: Wer ist betroffen?
In Bezug auf die Verteilung von sexuellem Missbrauch nach Geschlechtern machen Mädchen zwei Drittel der Betroffenen und Jungen ein Drittel aus. Dabei geschieht sexuelle Gewalt nach vorliegenden Erkenntnissen am häufigsten innerhalb der eigenen Familie, dem erweiterten Bekanntenkreis und im sozialen Umfeld. Diese enge Beziehung zwischen Täter und Opfer erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Missbrauch nicht einmalig geschieht, sondern über einen längeren Zeitraum ausgeübt wird.
Gleichzeitig erschwert der enge Kontakt des Täters zur Familie oder den Eltern, dass Kinder Hilfe erhalten. Sie können sich selten vorstellen, dass ihnen geglaubt wird. Im digitalen Raum hingegen sind es vor allem Fremdtäter*innen, die sexuellen Kontakt und Missbrauch ausüben.
Aufklärungsbedarf zum Thema sexueller Kindesmissbrauch
Nicht nur die technischen und personellen Ressourcen der Länderdienststellen und des BKAs müssen ausgebaut werden, um Verfahrensabläufe und Aufklärung von sexuellem Kindesmissbrauch zu verbessern und Missbrauch frühzeitig zu erkennen und zu verhindern, sondern auch die präventiven Maßnahmen müssen weiter gefördert werden. Insbesondere im Bereich der sozialen Medien besteht hoher Aufklärungsbedarf.
Diese Aufklärungsarbeit leistet das Sicher-Stark-Team mit seinem umfangreichen Angebot für Kinder, Eltern und Fachkräfte, damit Kinder vor sexuellem Kindesmissbrauch geschützt werden. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Homepage der Bundesgeschäftsstelle.
Wir informieren außerdem über die Anzeichen für Kindesmissbrauch und wie du ihn erkennst.