Selbstsicherheitstraining ist wichtig und in der Großstadt von Bonn passiert jeden Tag etwas. Streitereien, Mobbing, Gewalt, Übergriffe, Beschimpfungen. Deshalb ist ein Selbstsicherheitstraining für Kinder sehr wichtig. Schon im Kindergarten und später in der Schule müssen Kinder sich zu wehren wissen. Wie Eltern ihre Kinder stark und selbstbewusst erziehen, lernen sie in einem der Sicher-Stark-Kurse. Der, um den es im Folgenden geht, fand am 14.03.20 im Jugendzentrum Auerberg in Bonn statt.
Als
Elternteil in Bonn erlebt Cornelia Neuhaus zunehmend fehlende Selbstständigkeit
und mangelndes Selbstbewusstsein bei den Kindern. „Man kann ja nie sagen,
woher es kommt. Aber Zuhause anzufangen, ist schon mal ein Ansatz“, so
Cornelia Neuhaus. Deshalb organisierte sie den Sicher-Stark-Kurse „Mut-tut-Gut – wie mache ich mein Kind
stark und selbstbewusst“ mit dem führenden Gewaltpräventionsexperten Ralf
Schmitz im Bonner Jungendzentrum Auerberg.
„Die Eltern konnten sich dort viele Ratschläge und Ideen zum Schutz ihrer Kinder einholen. Außerdem sollte der Kurs sie dazu anregen, das eigene Erziehungsverhalten zu überdenken. Während des Kurses konnten sie live sehen, was sie ändern können oder was sie vielleicht schon richtig gemacht haben“, sagte Cornelia Neuhaus. Auch die Kinder waren sichtlich von dem Sicher-Stark-Kus angetan, riefen am Ende laut „Zugabe“ und wollten noch gar nicht nach Hause gehen.
Den Sicher-Stark-Kurs leitete Ralf Schmitz, der über 25 Jahre Erfahrung besitzt und sich jede Woche auf Deutschlandtournee befindet. Seine Motivation ist es, Kinder sicher und stark zu machen, denn Kinder sind unsere Zukunft! Außerdem möchte er ihnen beibringen, auf ihre Gefühle zu hören, diese auszudrücken und auch „Nein“ sagen zu können.
Selbstsicherheitstraining für Kinder
Selbstsicherheitstraining für Kinder ist wichtig. Deshalb dauern die Schulungen vom Sicher-Stark-Team auch 4 Stunden, die sehr umfangreichen Hauptkurse sogar mehrere Tage.
„In
den Sicher-Stark Kursen wird die Persönlichkeit der Kinder weiterentwickelt und
ihr Selbstbewusstsein gestärkt, denn ein hohes Selbstwertgefühl ist der beste
Schutz vor Mobbing, Gewalt, Drohungen, Erpressung und (sexuellen) Übergriffen“,
erklärt Ralf Schmitz.
Die
Eltern-Kind-Kurse sind methodisch gut
aufgebaut und haben hohe Nachhaltigkeit. Aber auch für Großeltern und alle, die
sich mit der Kindererziehung konfrontiert sehen, sind die
Sicher-Stark-Veranstaltungen geeignet.
Nicht nur für Eltern gibt es Workshops bei der Bundesgeschäftsstelle sondern auch für Fachkräfte in Kita und Grundschule.
Wie ich mein Kind vor dem Coronavirus schützen kann!
Gespräch mit den Sicher-Stark-Experten
Am Thema «Coronavirus» kommt derzeit kaum jemand vorbei – auch die Kinder
in der Kita und Grundschule nicht. Sie hören beunruhigende Meldungen und werden
mit neuen Hygieneregeln konfrontiert.
Was können Eltern tun, um ihnen die Ängste zu nehmen? Antworten gibt Angelika
Stabenow, Pädagogin des Sicher- Stark-Teams.
Wie erleben die Kinder die momentane Situation?
Das Coronavirus ist klar ein Thema in Kita und Grundschule. Wie die
Kinder die Situation aufnehmen, hängt vor allem auch davon ab, wie die Eltern
selbst damit umgehen. Eltern sind die Coachs und Vorbilder ihrer Kinder.
Zeigt die Mutter ständig Angst, überträgt sie dieses Verhalten auf das
Kind.
Kinder beobachten das Verhalten von Erwachsenen, die Reaktionen der
Eltern und hören selbstverständlich Gespräche mit.
Hier sollten Eltern ruhig und in Kindersprache ihren Kindern den Virus
erklären und was man tun kann.
Auch in den Sicher-Stark-Kursen wurden Fragen zum Coronavirus gestellt.
Ziel ist es den Kindern die Ängste zu nehmen und ihnen zu erklären, was da konkret passiert.
Wie sollte man sich denn als
Eltern richtig verhalten?
Eltern sollten sich deshalb selbst fragen: Habe ich unbegründet starke
Angst vor dem Coronavirus und übertrage ich es auf mein Kind? Eltern
können keinen ruhigen Umgang mit dem Thema vermitteln, wenn sie ängstlicher als
das Kind sind oder wenn es zu oft thematisiert wird.
Um ein Vorbild im Umgang mit Ängsten zu sein, sollten Eltern eigene
Ängste überwinden. Ziel ist es nicht, den Kindern Angstfreiheit zu ermöglichen,
sondern den Umgang mit Ängsten zu üben.
Wie erkläre ich den Kindern
denn das Coronavirus und seine Folgen?
Man kann das gut anhand der Grippe erklären, was Kinder alle schon einmal
im Leben gehabt haben. Hier können sich die Kinder am besten hineinversetzen,
weil sie wissen, was der Körper mit ihnen macht.
Das Coronavirus ist eine sehr ähnliche Erkrankung, die ebenfalls durch
Viren hervorgerufen wird.
Viren versuchen immer, sich auszubreiten, ähnlich wie bei einem PC – und
genau hier können wir das Virus stoppen.
Wir müssen vermeiden, dass sich das Virus überall einnistet, also auch in
den Kindergärten oder in den Grundschulen. Das ist so lange nötig, bis die
Ausbreitung unter Kontrolle ist oder im besten Fall gegen dieses neue Virus
eine Impfung entwickelt wurde. Viele Ärzte und Kliniken forschen auf
Hochtouren, wie ein neuer Impfstoff aussehen könnte.
Soll man das Thema als Eltern
selbst ansprechen oder auf Fragen der Kinder warten?
Sie sollten warten, bis Ihr Kind Sie anspricht, denn es wird in der
Grundschule und im Kindergarten früh genug damit konfrontiert. Auch Lehrkräfte sollten
bereits geschult werden, wenn Kinder Fragen zu diesem Thema stellen.
Wir sollten nicht auf das Kind zugehen und es bedrängen, dass es darüber
sprechen muss. Das Kind soll frei entscheiden können, ob es mehr wissen will
oder nicht.
Natürlich sollten Eltern dennoch Vorsorge treffen und ein häufigeres
Händewaschen zum Ritual machen.
Wenn das Kind sich aber zurückzieht, Kummer hat, es sich gar nicht äußert
und immer stiller wird, sollte man den Grund erfahren.
Vielleicht liegt es auch nicht an dem Coronavirus. Deshalb nehmen Sie
sich immer mindestens 15 Minuten Zeit am Tag, um Ihrem Kind zuzuhören.
Was macht Dir sorgen?
Was denkst du darüber?
Was machen die anderen Kinder in der Kita / Grundschule?
Besonders wichtig ist das Eingehen auf Fragen von Kindern. Das Kind soll
wissen, dass jemand zuhört, es nicht alleine gelassen wird und in der Familie über schwierige Themen sprechen
darf. Wenn Kinder nach einem Austausch aufhören zu fragen, sollte man das Thema
aber wieder beenden und sich schöneren Dingen widmen.
Soll man den Kindern sagen,
wie gefährlich das Virus sein kann?
Es kommt auf das Alter der Kinder an.
Kleinkinder haben noch keine Erfahrung mit dem Tod und seiner
Endgültigkeit. Sie hören zwar in Märchen, dass eine Figur gestorben ist, können
aber die weitreichenden Folgen noch nicht einschätzen.
Sie hören auch in den Nachrichten, dass man am Coronavirus sterben kann.
Der Tod gehört zum Leben, es ist wichtig, ihn nicht zu tabuisieren. Aber man
sollte die Kinder auch nicht mit Zahlen beunruhigen oder aktiv darauf
hinweisen, dass man an dem Virus sterben kann.
Fakt ist auch, dass bisher nur ältere und kranke Menschen daran gestorben
sind und bislang noch keine gesunden Kinder.
Die Kinder sollten wissen, wie man sich schützen kann.
Ein gesundes Immunsystem und vermehrtes Händewaschen können helfen. Man wird
bald wissen, wie man das Virus bekämpfen kann.
Was darf man den Kindern
zumuten?
Es kommt auf die Verfassung und das Alter des Kindes an.
Die Kinder bekommen viel im Kindergarten und in der Grundschule mit, wir
können es ihnen auch nicht ersparen. Das größte
Risiko ist wohl, dass wir Erwachsenen auch nicht wissen, ob es zu einer sehr
großen Infektionswelle kommen wird und wie sie ausgehen wird. Das müssen wir
auch eingestehen.
Ob wir dies aber den Kindern schon alles mitteilen, müssen die
Eltern entscheiden. Auf jeden Fall keine Panik schüren.
Das Kind sollte wissen, dass es selbst und wir alle nicht machtlos
ausgeliefert sind. Wir wissen, was wir dagegen tun können.
Da es sich bei dem Coronavirus um etwas ähnliches wie eine Grippe handelt,
sollte man sein eigenes
Immunsystem und das seines Kindes stärken; Heilpflanzen können hierbei
unterstützen.
Einige Kinder haben Angst, ihre Großeltern
könnten daran sterben.
Auch hier gilt wieder, die Angst nicht klein zu reden. Das Kind setzt
sich offensichtlich mit dem Tod auseinander. Die Kinder sollen aber wissen,
dass die geliebten Großeltern nicht schutzlos ausgeliefert sind,
sondern etwas gegen eine Ansteckung tun können. Die Kinder fühlen sich zudem
weniger machtlos, wenn sie wissen, dass sie mit jedem Händewaschen und Stärkung
des Immunsystems selbst mithelfen können.
Wie damit umgehen, falls das
Kind wirklich erkrankt und Angst bekommt?
Es ist wichtig, das Kind ernst zu nehmen und zu fragen: Was könnte dich
stark machen gegen deine Angst?
In der Regel geht dies gut mit Geschichten oder Traumreisen, wissen die
Sicher-Stark-Experten zu berichten.
Man kann dem Kind auch erklären, dass man aus eigener Kraft gegen die
Krankheit ankämpfen kann. Der Körper hat ein eigenes Abwehrsystem (Virenpolizei)
entwickelt, das meistens sehr gut mit Viren zurechtkommt. Kinder haben sogar ein
besseres Abwehrsystem wie ältere Menschen, deshalb sind auch Kinder noch nicht
schwerwiegend an dem Coronavirus erkrankt bzw. weil ihr Immunsystem so
robust ist, wirft es sie nicht in der gleichen Weise um, wie einen Erwachsenen.
Außerdem erholen sich Kinder leichter als Erwachsene, so die Epidemiologin
Krys Johnson vom Temple University College of Public Health in Philadelphia.
Sollte man die Kinder nun von den Medienberichten
fernhalten?
Nein, den Konsum zu verbieten, ist eine falsche Entscheidung, dann
schauen sie heimlich oder bei einer Freundin. Das kann mehr Ängste schaffen.
Reden Sie offen in der Familie über dieses Thema.
Man muss den Kindern aber erklären, dass das, was sie in den Nachrichten
sehen, nur ein Teil des Ganzen ist und unter Umständen auch nicht immer der
Wahrheit entspricht.
Hier ist es für Sie als Elternteil wichtig, die richtige Sendung für Ihr
Kind zu finden.
Es gibt ja auch positive Nachrichten, die wir aber nicht sehen. Was die
Kinder sehen, wirkt auf sie so, als ob das direkt bei uns wäre. Darum unbedingt
erklären, dass vieles weit weg ist und mit dem Medienkonsum haushalten.
Viel wichtiger ist, dass Sie sich als Coach/Vorbild im Umfeld der Kinder adäquat
verhalten und äußern. Denn diese Haltung wirkt sich auf Ihr Kind sowie auf
dessen Reaktion und spätere Handlungen aus.