Was weiß ein Browser alles über mich? Welche Informationen sammelt er? Hast du dich jemals gefragt, welche Informationen ein Browser speichert und was er alles über dich weiß? Es werden nicht nur deine IP-Adresse verfolgt, sondern auch weitere Daten gesammelt, die dann verwendet werden können, um dich zu identifizieren. Eine Browserliste weiß womöglich mehr über uns, als unsere Partner, Freunde, Bankgeschäfte oder Arbeitgeber. Gibt es noch eine Privatsphäre im Internet?
Ethical Hacker Ralf Schmitz klärt uns regelmäßig in seinen Vorträgen darüber auf, welche Daten allein durch den Browserverlauf sichtbar werden, wie zum Beispiel eine vollständige Liste aller besuchten Bank- und Webseiten, welche politische, soziale, geschäftliche, wirtschaftliche und erotische Interessen offenbaren. Ja, auch die angeschauten Schmuddelfilmchen können protokolliert sein.
Welche Informationen bekommt der Browser von mir?
Diese Liste verrät, da sind sich die Entwickler einig, sehr viel über uns:
- wann und wo ich Urlaub mache,
- in welche Restaurants ich gehe,
- welche Filme und Serien mich ansprechen,
- was für Bankgeschäfte ich tätige,
- sogar bei welcher Bank mein Kreditinstitut ist,
- ob ich eher linke oder rechte Nachrichtenportale lese,
- wie lange ich auf welchen Seiten bin und
- welche Links / Werbung ich klicke.
Die Browser-Liste weiß auch,
- wann ich welche Krankheiten hatte und
- wann ich ein neues Auto oder
- ein neues Handy brauchte.
Anhand der Browser-Liste lässt sich auch sagen,
- ob ich hochpreisige Waren kaufe,
- wie lange ich auf einer Seite gesurft habe oder eher auf mein Budget achten muss.
Profiler bei der Polizei könnten sogar einen Mord aufklären.
Meine Browserhistorie ist ein Abbild meines Lebens, chronologisch geordnet.
Auswirkungen auf deine Privatsphäre im Internet
Die Programmierer der Opera, Google, Firefox, Edge und anderen Browsern sagen: wenn man die letzten 130 besuchten Webseiten einer Person kennt, sei dies wie ein eindeutiger „Fingerabdruck“. Selbst bei einem Umzug in ein anderes Land und der Nutzung eines brandneuen Computers könne eine Person anhand der besuchten Webseiten zu 80% re-identifiziert werden.
Und deshalb bieten die Entwickler von Webbrowsern auch einen gewissen Schutz unserer Webseiten-Historie an, aber wie kannst du das und wie nutzen wir diese zur Verfügung gestellten Schutzmechanismen?
Mögliche Schutzmechanismen beim Surfen im Internet
Ralf Schmitz zeigt in seinen Vorträgen konkrete Tipps zu den Schutzmechanismen auf. So gibt es Browser, die dies alles nicht zulassen. Eine sichere Methode ist es nämlich, erst gar keine Historie anzulegen oder diese direkt am selben Tag wieder zu löschen und keiner Freigabe der Daten zuzustimmen.
Aber auch wenn die Browser Opera, Firefox, Edge, oder Chrome unsere Liste der besuchten Webseiten vor unbefugtem Zugriff Dritter schützen, lässt sich vieles über Umwege trotzdem auslesen, weiß Ralf Schmitz zu berichten. Selbst ein Screenshot einer Webseite sagt viel aus, wenn Links dort entweder blau (bereits besucht) oder weiß (noch nicht besucht) angezeigt werden.
Ganz sicherheitsrelevant wird es bei den Bankdaten, wenn man ein Konto zum Beispiel bei der Sparkasse, der Volksbank oder bei einer Direktbank besucht.
Sollte dann noch ein Hacker Zugang zum PC haben, kann er mit 2-3 Klicks den kompletten Browserverlauf auslesen und du wunderst dich dann, wie ein dir unbekannter Betrag von deinem Konto abgebucht werden konnte.
Und um das Ganze noch auf die Spitze zu treiben (Inhalt aus einem Hackerforum) wurde gerade bei Twitter eine Stellenausschreibung angezeigt, auf die man sich durch einen einfachen Klick bewerben konnte. Die Aufschrift des Buttons lautet sinngemäß: „Auf diese Stelle bewerben durch Teilen meiner Browser-Historie“. Auch wenn es sich um einen Spaß, ein Meme, handelte, macht alleine diese Vorstellung Angst.
Privatsphäre im Internet? Ich habe nichts zu verbergen!
Es gibt Menschen die sagen: „Ich habe nichts zu verbergen …von mir darf man alles wissen!“
Dabei geht es gar nicht darum, ob ich etwas zu verbergen habe oder nicht. Geht es nicht darum, dass nicht jeder alles von mir wissen sollte, auch wenn der Chef / Arbeitgeber ganz neugierig ist?
Webbrowser speichern Informationen über Benutzer*innen, um deren Herangehensweisen beim Surfen im Internet zu verbessern.
Dazu gehören Dinge wie
- Cookies, die Daten über besuchte Websites enthalten;
- Cache, der Bilder und andere Medien zum schnelleren Laden speichert;
- Verlauf, der frühere Suchanfragen und angeklickte Links verfolgt.
Diese Daten werden vom Browser gesammelt, um den Benutzer*innen zugeschnittene Inhalte besser und schneller bereitstellen zu können. Wenn ein*e Benutzer*in beispielsweise häufig Nachrichtenseiten besucht, werden ihr*ihm infolge relevantere Nachrichten und Werbung angezeigt.
Aber Browser sammeln auch andere persönliche Informationen wie
- Namen,
- E-Mail-Adressen,
- Telefonnummern,
- physische Adressen und
- sogar Kreditkartennummern.
Diese Daten werden verwendet, um zielgerichtetere Inhalte wie wie Anzeigen und Angebote bereitzustellen sowie den Zugriff auf Websites oder Dienste zu ermöglichen, die eine Authentifizierung erfordern.
Die negative Kehrseite davon ist, dass es dadurch auch Drittunternehmen erleichtert wird, personenbezogene Daten ohne das Wissen oder die Zustimmung der Benutzer*innen zu sammeln.
Fazit
Um deine Privatsphäre online zu schützen, ist es wichtig zu verstehen, auf welche Informationen dein Webbrowser Zugriff hat und wie er diese Daten verwendet. Indem du dir die Zeit nimmst, dich im Netz oder bei Vorträgen darüber zu informieren, wie dein Webbrowser funktioniert und wie er Daten von seinen Benutzer*innen sammelt, kannst du dich besser vor potenziellen böswilligen Hackern schützen, die deine personenbezogenen Daten zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen wollen. Mit diesen einfachen Schritten kannst du sicherstellen, dass dein Surferlebnis sicher und geschützt ist, so Ralf Schmitz.