Smartphones als Beziehungskiller

Vielleicht kennen Sie dieses Bild auch. Auf dem Spielplatz baggern die Kinder im Sandkasten, während die Eltern in ihr Smartphone vertieft auf den Bänken sitzen. Oder Eltern, die den Kinderwagen durchs Dorf schieben, aber in der Hauptsache am Bildschirm kleben. Eine jüngste Studie aus der Westschweiz warnt vor einem Problem in unseren Familien: Eltern, die ständig am Smartphone hängen, gefährden die Beziehung zu ihren Kindern. Nevena Dimitrova von der Fachhochschule Westschweiz betont, dass sowohl die Qualität als auch die Quantität der Eltern-Kind-Interaktion stark leidet, wenn die Eltern permanent durch ihre Smartphones abgelenkt sind.

Aus den USA gibt es bereits Zahlen dazu. Laut einer Umfrage geben 68% der Eltern zu, dass die Beziehung zu ihren Kindern unter der ständigen Priorität des Smartphones leidet. Während sich bisher zahlreiche Studien mit den Auswirkungen des Bildschirms auf Kinder und Jugendliche beschäftigt haben, zeigt sich zunehmend, dass auch und gerade Eltern zu viel Zeit vor ihren Geräten verbringen.

Das Pew (sprich: „Pju“) Research Center fand heraus, dass 31% der Eltern häufig durch ihre Smartphones abgelenkt sind, wenn sie mit ihren Kindern sprechen. Überraschenderweise gaben aber auch 46% der Kinder an, dass auch sie häufig von ihren Geräten abgelenkt werden. Colleen McClain, Leiterin der Umfrage, betont, dass Bildschirmzeit kein reines Jugendproblem sei. Es beträfe die ganze Familie.

Der Fachbegriff für dieses Phänomen ist „Technoferenz“, eine Kombination aus den Worten Technologie und Interferenz. Er beschreibt, wie digitale Geräte die Interaktion und Kommunikation zwischen Eltern und Kind stören. Digitale Ablenkungen sind jedoch besonders häufig und allgegenwärtig.

Studien zeigen, dass abgelenkte Eltern weniger aufmerksam und emotional verfügbar sind. Das gilt auch für noch sehr kleine Kinder. Die ständige Nutzung des Smartphones führt dazu, dass Eltern weniger auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen und wichtige Bindungsmomente verpassen. Dies kann langfristig zu einem Vertrauensverlust und einer schwächeren emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kindern führen.

Wenn Eltern andauernd auf ihr Handy schauen, fühlen sich Kinder weniger wertgeschätzt und ignoriert. Diese wiederholten Unterbrechungen können das Gefühl der Verbundenheit und des Verständnisses schwächen, das für die emotionale Entwicklung von Kindern von großer Bedeutung ist.

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Smartphones als Beziehungskiller

Es sieht auch so aus, dass beide Elternteile gleichermaßen betroffen sind, die Auswirkungen jedoch unterschiedlich sein können. Mütter fühlen sich tendenziell stärker für die emotionale Betreuung verantwortlich, sodass ihre Ablenkung durch Smartphones von den Kindern besonders sensibel wahrgenommen wird. Väter hingegen können durch ihre Ablenkung in ihrer Vorbildfunktion negativ beeinflusst werden, was sich wieder besonders auf das Verhalten der Kinder auswirken kann.

Eltern sollten bewusste Entscheidungen treffen, um die Bildschirmzeit zu reduzieren, insbesondere während der Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen. Es ist hilfreich, feste „bildschirmfreie“ Zeiten oder Zonen im Haus einzurichten, um ungestörten Austausch zu fördern. Bewusste Pausen von digitalen Geräten und die Priorisierung von Familienzeit können wesentlich dazu beitragen, die Beziehung zu stärken und das Wohlbefinden aller Familienmitglieder zu verbessern.

Es ist wichtig, dass Eltern lernen, ihre Geräte beiseite zu legen und sich voll und ganz auf ihre Kinder zu konzentrieren. Auch in so unscheinbaren Zeiten wie auf dem Spielplatz. Nur so können wir sicherstellen, dass die nächste Generation in einer unterstützenden und liebevollen Umgebung aufwächst.

Das Sicher-Stark-Team berät bei weiteren Fragen gerne, auf der Homepage des Sicher-Stark-Teams finden sich noch viele weitere Beiträge zu Kindern, Medien und digitalem Alltag.

Lesen Sie auch unseren Artikel über Stiftung Warentest warnt vor Spiele-Apps für Kinder.

Stiftung Warentest warnt vor Spiele-Apps für Kinder

Als in den Achtziger Jahren die ersten Computer-Spiele für den PC auftauchten, war alles noch ziemlich harmlos. Spiele wie „Monkey Island“ oder „Commander Keen“ kamen ohne Gewalt oder Pornografie aus. Auch konnte man ein einmal gekauftes Spiel komplett spielen.  Mit den heutigen Spiele-Apps für Smartphones hat sich das grundlegend geändert. Spiele-Apps sind ein Milliarden-Geschäft. Dementsprechend ausgefuchst sind die Methoden, die Spielenden bei der Stange zu halten, und Gewinne zu maximieren. Kinder sind da besonders gefährdet.

Die Stiftung Warentest hat sich 16 populäre Spiele-Apps angesehen und stieß auf Amokläufe, Hassbotschaften und Sexszenen. Ihr Urteil: Keine davon ist für Kinder empfehlenswert.

Als Beispiel die App „Roblox“. Eine Figur läuft die Straße entlang, in der Hand ein Maschinengewehr. Sie erschießt eine andere Figur, das Blut spritzt, der Täter lädt nach und knallt noch jemanden ab. Ein Spiel, das ab 12 Jahren freigegeben ist, aber auch problemlos von jüngeren Teilnehmer installiert werden kann. Neben solchen Gewaltexzessen stießen die Tester und Testerinnen auch auf Sexszenen und Hassbotschaften, zum Beispiel durch antisemitische Nutzernamen. Diese Inhalte kamen aber nicht von den jeweiligen App-Entwicklern, sondern von anderen Spielern, weil manche Spiele es ermöglichen, eigene Welten zu erschaffen und Welten mit anderen Spielenden zu teilen. Werden solche Inhalte gemeldet, reagieren die Anbieter oft gar nicht, wie Stiftung Warentest herausfand.

Hinzu kommt, dass viele Apps die Spieler unter Druck setzen, immer weiter zu spielen – und dabei Geld auszugeben. So gebe es zum Beispiel Belohnungen für langes oder tägliches Spielen oder Aufforderungen, zu bestimmten Zeiten zu spielen. Wer sich täglich bei „Brawl Star“ anmeldet, erhält zum Beispiel Geschenke fürs Spiel. Bei „Township“ meldet sich eine traurig dreinblickende Kuh, ob man wirklich aufhören und seine Punkte verlieren wolle.

Wie können Fake News überprüft werden?

Stiftung Warentest warnt vor Spiele-Apps für Kinder

Gleichzeitig setzen einige Apps auf das Prinzip „Warten oder Bezahlen“, so die Stiftung Warentest. Bei der App „Clash of Clans“ zum Beispiel müssen die Spielenden eine bestimmte Zeit lang warten, bis ihr Dorf weiter ausgebaut werden kann. Außer sie helfen mit Edelsteinen nach, die sich mühsam sammeln oder für echtes Geld einfach kaufen lassen. Bei „Candy Crush“ lassen sich neue Leben kaufen, wenn man leider verstorben ist.

15 der 16 getesteten Spiele erhalten deshalb von der Stiftung Warentest das Urteil „inakzeptabel“. Allein „Minecraft“ schneidet noch mit „bedenklich“ ab. Die Stiftung Warentest rät Eltern, mit Kindern über ihre Sorgen und die drohenden Risiken mit Spiele-Apps zu sprechen. Darüber hinaus gibt es aber auch technische Möglichkeiten, Risiken einzudämmen. So lassen sich Käufe in der App verhindern, indem auf dem Smartphone keine Zahlungsdaten hinterlegt werden. Auch dürfen keine Zahlungsdaten zum Beispiel im Google-Play-Store vorhanden sein.

Außerdem lassen sich Bildschirmzeiten einstellen, damit Apps nach einer bestimmten Zeit nicht weiter nutzbar sind. Im App-Store kann dazu eingestellt werden, dass nur Apps mit der passenden Altersfreigabe heruntergeladen werden können. Statt der getesteten besonders populären Spiele empfiehlt die Stiftung Warentest die Suche nach anderen Spielen im „Spieleratgeber NRW“. Dort werden die Spiele auch pädagogisch eingeschätzt.

Auf der Homepage des Sicher-Stark-Teams finden Sie viele zusätzliche Hinweise und Ratschläge, wie Sie Ihr Kind vor für sie ungeeigneten Spielen und Abofallen durch Spiele-Apps schützen können.

Lesen Sie auch unseren Artikel über den Weg zur Selbstständigkeit.

Der Weg zur Selbstständigkeit

Wie Kinder sicher zu selbstständigen Menschen heranwachsen

Von Veronika Wittig

Eltern möchten ihre Kinder zu selbstständigen und eigenverantwortlichen jungen Menschen erziehen. Mit welchen Ansätzen das gelingen kann, wird in diesem Artikel erklärt.

Der Weg zur Selbstständigkeit – Wichtige Tipps für Eltern

Der Weg zur Selbstständigkeit ist ein langer Prozess, den Kinder mit ihren Eltern gemeinsam gehen müssen. Um diesen Schritt bestmöglich meistern zu können, gibt es einige tolle Tipps für Eltern:

  1. Den Kindern etwas zutrauen

Eltern sollten ihre Kinder ermutigen und ihnen neue Dinge auch aktiv zutrauen. Dabei hilft besonders verbale Bestätigung. Vorwürfe und Bevormundung sollten Eltern dabei immer vermeiden. Ein positiver Bestärkungssatz kann beispielsweise sein: „Komm, probier es direkt noch mal, beim nächsten Versuch schaffst du es.“ Kinder müssen spüren, dass Eltern ihnen etwas zutrauen und sie unterstützen, dadurch wird ihr Selbstbewusstsein positiv gefördert.

Kinder, die bevormundet oder überbehütet werden, trauen sich weniger häufig zu, Dinge selbst erfolgreich umzusetzen, und werden dadurch eher unselbstständig.

       2.  Autonomie des Kindes stärken

Kinder brauchen Raum, um eigene Entscheidungen zu treffen und dabei ihre Begeisterung für Dinge selbst entwickeln und aufrechterhalten zu können. Deshalb sollten Eltern es unterstützen, wenn Kinder sich neuen Aufgaben und Interessen zuwenden. Dabei sollten die autonomen Entscheidungen eines Kindes, für was es sich begeistert, stets respektiert werden, damit diese Begeisterungsfähigkeit für neue Dinge bei Kindern verankert bleibt.

       3. Der Kontakt zu Gleichaltrigen

Der Kontakt zu anderen Kindern in derselben Altersgruppe ist für den Prozess der Selbstständigkeit essenziell. Indem sich Kinder mit anderen Heranwachsenden umgeben, sehen sie selbst, wo sie stehen, was sie können bzw. was sie besonders gut können oder was sie von anderen Kindern noch lernen können. Dabei lernen Kinder auch, sich selbst zu behaupten, für sich einzustehen, aber auch empathisch mit anderen Kindern und deren Bedürfnissen und Stärken bzw. Schwächen umzugehen. Die Bewertungen innerhalb dieser Gruppe von Gleichaltrigen sind für Kinder oft wichtiger als die von Erwachsenen. Kinder wollen sich mit anderen messen und dabei gleichzeitig Werte wie Solidarität, Fairness und Empathie lernen.

       4. Kinder sollen spielen!

Bei Spielen wie Fangen, Kissenschlacht, Verstecken, Fußball etc. erschaffen Kinder untereinander ihre eigenen Regeln und lernen so mehr Selbstständigkeit als bei Hobbys, die nur alleine stattfinden, wie beispielsweise beim Fernsehen oder Videospielen. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern das Spielen von Kindern untereinander unterstützen und die Kinder dabei auch nach ihren eigenen Regeln spielen lassen.

Der Weg zur Selbstständigkeit

        5. Kinder in Entscheidungen einbeziehen

Damit Kinder selbstständig werden können, ist es wichtig, dass Eltern sie früh in Entscheidungen des Alltags miteinbeziehen. Dazu zählt beispielsweise die Wahl der (angemessenen) Kleidung oder des Essens. Wenn Kinder nach ihrer Meinung gefragt werden, fühlen sie sich ernst genommen und lernen, Entscheidungen zu treffen.

        6. Vertrauen vermitteln

Der Weg des Selbstständigwerdens und des Erwachsenwerdens ist auch mit Rückschlägen, Zweifeln und Ängsten verbunden. Deshalb sollten Eltern ihren Kindern Vertrauen vermitteln. „Wir sind immer für dich da, wenn du uns brauchst, egal was passiert.“ Das Kind muss wissen, dass seine Eltern bedingungslos hinter ihm stehen, damit es sich entfalten kann. Die Geborgenheit und Sicherheit in der Familie lässt Kinder stark und sicher sein. So fühlen sie sich sicher, um neue Dinge auszuprobieren.

        7. Regeln setzen

Klare Regeln helfen dabei bei der Orientierung. Kinder müssen wissen, dass und wo ihre Freiheit Grenzen hat. Dabei ist es wichtig, dass es sich um für sie nachvollziehbare Regeln handelt. Beispielsweise nicht ohne zu schauen über die Straße rennen, pünktlich zu Hause sein, die heiße Herdplatte nicht anfassen. So lernen Kinder, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, und Verlässlichkeit.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es zentral ist, dass Eltern ihren Kindern nicht alles abnehmen und sie ihre eigenen Erfahrungen machen lassen. Dazu gehört auch, dass Kinder einmal an einer Aufgabe scheitern. Dann sollten Eltern das Kind bestärken und unterstützen.

Das Sicher-Stark-Team hilft mit 

Unser Sicher-Stark-Team gibt hilfreiche Tipps, damit Kinder sicher aufwachsen können.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Bundesgeschäftsstelle.

Lesen Sie auch unseren Artikel über TikTok Lite – Die nächste Gefahr für Kinder.