Häusliche Gewalt – und wer denkt an die betroffenen Kinder?

Die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt ist 2019 weiter gestiegen. Häusliche Gewalt – und wer denkt an die betroffenen Kinder? Laut der Erhebung des Bundeskriminalamtes (BKA) wurden im vergangenen Jahr 141.792 Menschen in Deutschland Opfer häuslicher Gewalt.

Heute stellte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey die Daten mit BKA-Chef Holger Münch in Berlin vor.

Dem Bericht zufolge kamen im Jahr 2019 insgesamt 149 Menschen durch Gewalt ihres Partners zu Tode. Davon sind 117 Opfer weiblich. Addiert man alle Fälle von versuchtem und vollendetem Mord oder Totschlag, kommt die Polizei sogar auf 394 Personen.

Die statistisch erfassten Delikte umfassen versuchte und vollendete Gewalt, Mord und Totschlag, Körperverletzung, Vergewaltigung, sexuelle Übergriffe, Bedrohung, Stalking, Freiheitsberaubung, Zuhälterei und Zwangsprostitution. Am häufigsten werden die Opfer von ihren Partnern vorsätzlich körperlich misshandelt – laut BKA gab es im vergangenen Jahr 86.812 Fälle einfacher Körperverletzung, das sind über 60 Prozent der angezeigten Fälle.

Häusliche Gewalt - und wer denkt an die betroffenen Kinder?

Häusliche Gewalt – und wer denkt an die betroffenen Kinder?

Rainer Becker, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe e. V. erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass in knapp 50 % der Fälle, in denen die Polizei wegen häuslicher Gewalt gerufen wird, Kinder vor Ort waren. Wohlgemerkt, die Fälle, in denen die Polizei gerufen wurde und es wurden nur solche gezählt, die dann auch tatsächlich vor Ort waren. Insgesamt dürften daher erheblich mehr Kinder unmittelbar oder mittelbar durch die Gewalt betroffen sein.

Becker fordert, dass in allen Fällen, in denen die Polizei gerufen wird, von ihr verbindlich durch einen Melderegisterabgleich zu klären ist, ob Kinder zum Haushalt gehören, ganz gleich ob sie vor Ort angetroffen werden oder nicht. Und in derartigen Fällen ist ausnahmslos das Jugendamt zu informieren, um danach zu prüfen, inwieweit diese Kinder besonderer Hilfe bedürfen. Denn nicht selten übernehmen Jungen die miterlebte Gewaltbereitschaft vom Täter und Mädchen aus derartigen Beziehungen suchen sich als Erwachsene nicht selten gewaltbereite Partner und so leben selbst nur mittelbar betroffene Kinder oftmals das fort, was sie als Kinder vorgelebt bekamen.

Darüber hinaus fordert Becker höhere Aufnahmekapazitäten für Kinder von Gewalt betroffener Frauen in den viel zu wenigen Frauenhäusern in Deutschland.