Mediensucht bei Kindern

Von Veronika Wittig

Kinder und Heranwachsende kommen schon früh mit sozialen Medien und dem Internet in Berührung. Während sich Kinder über die sozialen Netzwerke vernetzen können und im Internet Hilfestellung für Schulaufgaben und Lernportale finden, birgt die Nutzung von Medien auch Gefahren: Bei dauerhafter Nutzung der Medien kann eine Mediensucht entstehen.

Pandemie beförderte Mediensucht bei Heranwachsenden

Immer mehr Kinder und Heranwachsende sind mediensüchtig, auch als eine Folge der Corona-Pandemie, wie eine Studie der DAK nachweist. Der Zugang zu neuen Medien ist niedrigschwellig und von überall aus zugänglich. Steigt der Medienkonsum über ein normal übliches Maß, spricht man von Mediensucht. Hält diese länger an, kann sie langfristige Folgen bei Kindern hinterlassen.

Der DAK-Studie zufolge stieg im Bereich der PC-Spiele die Zahl der abhängigen Kinder und Heranwachsenden von 2,7 Prozent (2019) auf 6,3 Prozent im Juni 2022. Bei Social Media verdoppelte sich die Mediensucht auf 6,7 Prozent.

Besonders während der Pandemie hat die Mediensucht deutlich zugenommen. Noch nie war die Anzahl betroffener Kinder und Jugendlicher in Deutschland so hoch. Betroffen sind laut Studie mehr als 600.000 Mädchen und Jungen, wobei Letztere häufiger betroffen sind als Mädchen. Insbesondere im Bereich der Videospiele sind Jungen häufiger von Sucht betroffen als Mädchen – Zwei von drei Computerspielsüchtigen sind Jungen, gemäß Studie. Im Bereich der sozialen Netzwerke ist das Suchtverhalten in etwa gleich verteilt zwischen den Geschlechtern.

Mediensucht

Was ist eine Mediensucht und wie entsteht sie?

Doch was sind Gründe für Mediensucht bei Kindern und Heranwachsenden? Teilweise bauen sich Kinder schon früh in den sozialen Netzwerken, Blogs und Foren ein zweites Leben, eine Parallelwelt, auf. Dies ist auch ein häufiges Phänomen bei Videospielen, bei denen Kinder mit anderen Spielern zusammenspielen. Dies erweckt den Anschein einer realen Welt. Zudem bieten die sozialen Medien eine Möglichkeit, einfacher neue Freunde zu finden und Kontakte zu Gleichaltrigen zu knüpfen. Gleichzeitig können Kinder und Heranwachsende im Internet vor Herausforderungen und Problemen im echten Leben fliehen. Im Bereich der Videospiele sind vor allem die ausgeschütteten Glückshormone bei erfolgreichem Gaming verantwortlich dafür, dass Kinder immer mehr Zeit online verbringen.

Die durchschnittliche Nutzungsdauer bei Videospielen liegt laut DAK-Studie unter der Woche bei durchschnittlich etwa zwei Stunden und drei Stunden am Wochenende. Soziale Medien hingegen werden durchschnittlich fast drei Stunden täglich genutzt, am Wochenende sogar bis zu vier Stunden.

Besonders Social Media bietet mit immer neuen Reels, Fotos und Nachrichten ein hohes Suchtpotential. Die große Vielfalt birgt das Risiko, die Kontrolle über die eigene Nutzungszeit zu verlieren.

Zusätzlich ist ein weit verbreitetes Phänomen die gleichzeitige Nutzung von mehreren digitalen Geräten, dem sogenannten Second Screen (Media-Multitasking).

Wie äußert sich Mediensucht bei Kindern?

Was sind typische Symptome für Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen? Hier geben bestimmte VerhaltensweisenAuskunft, ob eine Mediensucht vorliegen könnte:

Häufig verbringen die Betroffenen einen großen Teil ihrer (Frei-)Zeit im Internet oder mit dem Spielen von Videospielen. Dazu zählt sowohl die Mediennutzung am Handy, Tablet oder PC. Gleichzeitig gelingt es nicht, bewusst den Konsum zu reduzieren – häufig steigt der Konsum sogar weiter an. Eine Mediensucht geht meist einher mit der Vernachlässigung von sozialen Beziehungen zu Freunden, Klassenkameraden und Familie und anderen Hobbys und Interessen. Stattdessen kreisen die Gedanken stets um das jeweilige Medium oder das aktuelle Videospiel. Ist die Nutzung des Mediums temporär nicht möglich, können bei dem Betroffenen auch unangenehme körperliche oder emotionale Zustände auftreten. Wie bei den meisten Süchten wird das Ausmaß zunächst heruntergespielt oder verheimlicht. Wenn betroffene Kinder am Internetzugang oder der Nutzung eines Videospiels oder Social Media gehindert werden, reagieren Mediensucht-Betroffene häufig mit Wut, Widersetzen und Unruhe.

Folgen von Mediensucht

Die Folgen von Mediensucht bei Kindern sind Begleiterkrankungen wie beispielsweise Depressionen und Angststörungen, Schlafschwierigkeiten, Soziale Phobien und körperliche Beschwerden wie häufige Rücken- und Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, juckenden oder trockenen Augen oder Schmerzen im Handgelenk. Gleichzeitig verschlechtern sich häufig die Leistungen in der Schule, weil betroffene Kinder Schulaufgaben zugunsten der Mediennutzung vernachlässigen. Teilweise können beim Konsum von schädlichen Medien auch Essstörungen entstehen oder bei dauerhaft hohem Konsum gewalttätiger Inhalte ein stärkeres Gewaltverhalten.

Was können Eltern bei Mediensucht ihrer Kinder tun?

Digitale Medien und die Internetnutzung werden auch zukünftig eine wichtige Rolle im Leben der Kinder einnehmen. Bei Verdacht auf Mediensucht können Eltern zunächst das Gespräch suchen und versuchen, den Konsum von Medien zu begrenzen. Dabei kann es hilfreich sein, gleichzeitig dazu andere Beschäftigungen vorzuschlagen und gemeinsam mit dem Kind umzusetzen. Klare Regeln zur Mediennutzung können helfen, Suchtmuster frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Insgesamt ist es eine neue Aufgabe der Gesellschaft, der einzelnen Familien und auch der Politik, dass Kinder früh lernen, die Risiken der Mediennutzung einzuschätzen, und dass sie für einen gesunden Umgang damit sensibilisiert werden. Dann können digitale Medien später beruflich wie privat konstruktiv eingesetzt und genutzt werden.

Das Sicher-Stark-Team hilft mit und klärt auf

Das Sicher-Stark-Team hilft mit und setzt sich dafür ein, dass Kinder früh Medienkompetenz erlernen.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Bundesgeschäftsstelle.

Lesen Sie auf unserem Blog auch: KIM-Studie 2022: Jedes zweite Kinder darf allein im Internet surfen

Mobbing bei Kindern und Heranwachsenden

Von Veronika Wittig

Der mediale Bericht über eine Gruppe Schülerinnen, die in München ein zwölfjähriges Mädchen zwei Stunden misshandelt und die Tat gefilmt haben sollen, macht deutlich, wie wichtig Mobbingprävention ist. Mobbing ist ein ernstes Problem und hat weitreichende Konsequenzen für die betroffenen Kinder.

Was ist Mobbing genau?

Schon lange ist Mobbing nicht mehr nur ein Thema, das ausschließlich Erwachsene und Jugendliche betrifft. Auch im Kindergarten oder der Grundschule findet Mobbing statt. Von Mobbing spricht man, wenn ein/e Schüler*in wiederholt und über längere Zeit negativen Handlungen eines oder mehrerer Schüler*innen ausgesetzt ist und dabei gezielt geschädigt wird. Differenziert werden kann zwischen physischem Mobbing, bei dem es zu körperlichen Attacken wie Schlägen oder Tritten kommt, zwischen verbalem Mobbing mit Beschimpfungen, Verhöhnen oder Beleidigungen und dem sozialen bzw. indirekten Mobbing, bei dem im Fokus steht, soziale Kontakte des Mobbingopfers zu zerschlagen, beispielsweise durch Ausschließen aus der Klassengemeinschaft.

Mobbing bei Kindern

Mobbing bei Kindern: Jedes 6. Kind erlebt bis zu seinem 15. Lebensjahr regelmäßiges Mobbing

Bereits 2018 erlebte laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes jedes sechste Kind bis zu seinem 15. Lebensjahr regelmäßiges Mobbing. Teilweise nimmt dieses auch physische Formen an. Zunehmend kommt es mit der gestiegenen Bedeutung von sozialen Netzwerken auch vermehrt zu Cybermobbing.

In Deutschland wurden 2018 über 20 Prozent der 15-jährigen Schüler*innen mehrfach an ihrer Schule gemobbt. Davon fand ein Großteil auf psychischer Ebene statt: 13 Prozent aller 15-Jährigen wurden mehrmals im Monat von ihren Mitschüler*innen verspottet, über zehn Prozent wurden unangenehme Gerüchte verbreitet. Fünf Prozent erlebten Mobbing auch mit physischer Gewalt. Auch eine UNICEF-Studie von 2019 belegt diese Zahlen und weist nach, dass Ausgrenzung, Schikanieren von Kindern untereinander ein verbreitetes Phänomen ist.

Mobbing kann die Wahrnehmung von Kindern langfristig verzerren

Mobbing in der Kindheit kann sich ein Leben lang auswirken. Es hört selten einfach auf, auch wenn die Mobbingattacken selbst nicht mehr stattfinden. Die Opfer tragen die Ängste und (seelischen) Verletzungen weiter mit sich herum – oft ein Leben lang. Der Schaden, der ihrem Selbstwertgefühl zugefügt worden ist, bleibt bestehen.

Vor allem junge Erwachsene, die in ihrer Kindheit gemobbt wurden, müssen oft ihr ganzes Leben mit den Folgen des Mobbings leben. Opfer von Mobbing haben ein erhöhtes Risiko für psychische Krankheiten wie Depressionen.

Die negativen Konsequenzen von Mobbing sind häufig niedriges Selbstbewusstsein, Unsicherheit, Angst vor sozialen Kontakten und Schlafstörungen. Langfristige und ernste psychische Probleme sind Angststörungen, Depressionen und Panikstörungen.

Worauf sollten Eltern präventiv bei Mobbing achten?

Da Eltern Wertevermittler und Vorbilder sind, sollten sie selbst als gutes Vorbild vorangehen. Sprechen Familienangehörige zu Hause schlecht und abwertend über andere Menschen, fördert dies bei den eigenen Kindern, auch andere Menschen und Gleichaltrige abzuwerten und auszugrenzen. Da Mobbing häufig in Gruppen stattfindet, ist es sinnvoll, präventive Maßnahmen auch in der Gruppe durchzuführen. Fachkräfte im Kindergarten und in der Grundschule sollten Kinder schon früh für diese Themen sensibilisieren.

Mobbing bei Kindern richtig erkennen

Für Eltern und Familienangehörige ist es wichtig, die Anzeichen von Mobbing bei ihrem Kind früh zu erkennen. Wichtig hierbei ist, schon früh Verhaltensänderungen zu erkennen: Kommt das Kind bedrückt oder schlecht gelaunt aus der Schule? Zieht es sich (von anderen sozialen Aktivitäten) zurück? Will es die Schule meiden? Ist das Kind stiller als sonst? Dies alles können Hinweise auf Mobbing sein. Eltern sollten in diesem Fall sensibel sein und das Gespräch suchen – vor allem mit dem eigenen Kind, aber ggf. auch mit der Schule und den Lehrkräften.

Das Sicher-Stark-Team hilft mit und klärt auf

Das Sicher-Stark-Team hilft mit und bietet ein umfassendes Angebot für Kinder, Heranwachsende, Eltern und Fachkräfte zum Thema Mobbing und Mobbingprävention. Das Sicher-Stark-Team setzt sich dafür ein, um Kinder früh für diese Themen zu sensibilisieren und sich gegen Mobbing zur Wehr setzen können.

Weitere Informationen gibt es online auf der Homepage der Bundesgeschäftsstelle.

Gewalt in der Familie: Immer mehr Kinder erleben Gewalt im häuslichen Umfeld

Von Veronika Wittig

Aktuelle Zahlen belegen immer mehr häusliche Gewalt – aber was ist eigentlich mit den betroffenen Kindern, die schon früh mit häuslicher Gewalt im in der Familie konfrontiert sind?

Wie die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf die Innenministerien und LKAs der Bundesländer berichtet, wurden 2022 deutlich mehr Opfer häuslicher Gewalt registriert.

Häusliche Gewalt: Was ist das und wie oft kommt sie vor?

Was genau ist häusliche Gewalt? Der Begriff umfasst alle Gewalttaten zwischen Personen, die in einem gemeinsamen Haushalt zusammenleben. Neben der körperlichen und sexuellen Gewalt zählen auch die psychische und finanzielle Gewalt unter den Sammelbegriff der häuslichen Gewalt. Diese kann in unterschiedlichen Personenkonstellationen erfahren werden: Gewalt in der Partnerschaft, in der Ehe, Gewalt gegenüber Kindern, zwischen Geschwistern und gegenüber anderen Personen im Haushalt.

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland insgesamt 179.179 Fälle von häuslicher Gewalt polizeilich erfasst. Im Vergleich zu 2021 ist dies ein Anstieg von 9,3 Prozent. Allerdings ist in diesem Bereich davon auszugehen, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist und es tatsächlich noch mehr Fälle sind. Zwei Drittel der Opfer sind Frauen.

Gewalt in der Familie

Kinder werden unmittelbar oder mittelbar Opfer von häuslicher Gewalt

In über 50 Prozent der bei der Polizei erfassten Fälle handelt es sich bei den Opfern um Frauen mit Kindern. Dadurch werden Kinder unmittelbar oder mittelbar selbst Opfer von häuslicher Gewalt.

Was bedeutet es für die Kinder, Zeuge von häuslicher Gewalt zu sein? Meistens erleben Kinder, die in einem Umfeld mit häuslicher Gewalt aufwachsen, diese wiederholt und mit unterschiedlichen Dynamiken über einen längeren Zeitverlauf. Kinder wissen oft nicht, wie sie mit der Gewalt eines Elternteils gegenüber dem anderen umgehen sollen. Häufig kommen Heranwachsende mittelbar in Kontakt mit häuslicher Gewalt, wenn sie sich im gleichen Raum befinden oder in unmittelbarer räumlicher Nähe – also in der Wohnung, dem Nachbarraum, im Auto. Dadurch sind sie gezwungen, die physische und psychische Gewalt mitzuerleben und können sich dieser kaum entziehen. Dieses Miterleben von Gewalt bleibt für junge Heranwachsende nie ohne Auswirkungen und Folgen.

Kinder leiden unter Situationen häuslicher Gewalt, sie sind stille Zeugen und entwickeln häufig selbst Schuldgefühle, weil sie dem betroffenen Familienmitglied nicht helfen können, ziehen sich aus Scham zurück oder ergreifen scheinbar Partei für das gewalttätige Familienmitglied, um nicht selbst auch Opfer von Gewalt zu werden. Kinder, die in Haushalten mit häuslicher Gewalt leben, leiden unter immensen seelischen Verletzungen, die sie auch Jahrzehnte später noch begleiten können. Akute Auswirkungen sind häufig Schlafstörungen, Schwierigkeiten in der Schule, Entwicklungsverzögerungen, Aggressivität oder Ängstlichkeit.

Häusliche Gewalt in der Familie und ihre Folgen für Kinder

Die Entwicklung von Kindern findet maßgeblich innerhalb der Familie und des häuslichen Umfeldes statt. In diesem Rahmen werden die Grundlagen für alle späteren gesellschaftlichen Prozesse gelegt, Kinder kommen in Kontakt mit Werten und Normen, die sie ihr ganzes Leben prägen. Wachsen Kinder in einem Umfeld mit häuslicher Gewalt auf, nehmen sie daraus Verhaltensmuster für das Erwachsenenleben mit. Sie lernen fälschlicherweise, dass Gewalt ein legitimes Mittel sein kann, sich durchzusetzen. Sie lernen, Gewalt als Mittel in einer Partnerschaft und gegenüber anderen Menschen einzusetzen. Durch den Kontakt mit häuslicher Gewalt können Heranwachsende unter Umständen lernen, dass Gewalt in einer Partnerschaft vorkommen darf. Wie sollen sie so später eine gleichberechtigte Partnerschaft führen?

Das Kindesalter ist die prägendste Phase der Entwicklung. Erleben Kinder in dieser Phase immer wieder, dass geliebte Personen physische und psychische Gewalt erfahren, führt dies in der Entwicklung zu einem Mangel an Selbstvertrauen und der Beeinträchtigung von Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit.

Gewalt in der Familie: Das Sicher-Stark-Team unterstützt präventiv

Das Sicher-Stark-Team hilft mit und setzt sich mit einem umfassenden Angebot dafür ein, dass Kinder gewaltfrei aufwachsen können.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Bundesgeschäftsstelle.

Lesen Sie außerdem auf unserem Blog: Wie sicher fühlen sich die Menschen in Deutschland? BKA-Studie 2020