Wie sicher fühlen sich die Menschen in Deutschland? BKA-Studie 2020

Von Veronika Wittig

BKAStudie „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland 2020“ veröffentlicht

Die im November 2022 vorgestellte Dunkelfeldstudie „Sicherheit und Kriminalität“ (SKiD) liefert Antworten auf die Frage, wie sicher sich die Menschen in Deutschland fühlen. Welche Erfahrungen haben Menschen als Opfer einer Straftat gemacht? Wie ausgeprägt sind die Dunkelfelder verschiedener Deliktsbereiche?

Für diese Erhebung im Herbst 2020 wurden über 46.000 Menschen befragt. Ihre Antworten zeichnen ein Bild davon, wie sicher sie sich fühlen, wie oft sie Opfer von Straftaten wurden und wie oft sie diese zur Anzeige bringen. Die Ergebnisse ergänzen die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) und zeichnen einen Trend der Kriminalitätsentwicklung nach.

sicher fühlen

Digitalisierung der Kriminalität: Besonders viele Delikte im Cyberraum

Besonders viele Menschen wurden laut Befragung im Bereich der Cybercrime-Delikte Opfer von Straftaten. Demnach wurden circa 14 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren in den 12 Monaten vor der Befragung Opfer von Cybercrime-Delikten. Dazu zählen vor allem Waren- und Dienstleistungsbetrug im Internet, Beleidigung im Cyberraum und der Missbrauch von persönlichen Daten. Lediglich 18 Prozent der Fälle wurden auch zur Anzeige gebracht.

Dies führt dazu, dass sich Menschen besonders im Bereich der Internetnutzung sorgen, zukünftig Opfer von Straftaten zu werden. Hier liegt die Sorge, künftig von Straftaten betroffen zu sein, höher als in anderen Bereichen.

Zusammenfassend lässt sich, auch mit Blick auf die Zahlen der PKS, eine Digitalisierung der Kriminalität feststellen. Die Kriminalität und Straftaten im digitalen Raum steigen an und werden gleichzeitig seltener zur Anzeige gebracht. Parallel zu dieser Entwicklung gehen analoge Straftaten zurück. So sank laut PKS die Diebstahlanzahl um 37 Prozent, während Delikte im Cyberraum um 66 Prozent zunahmen.

Die Verbreitung von Opferwerdung

Von verbaler Gewalt und Beleidigung im Internet sind durchschnittlich besonders häufig jüngere Personen betroffen. Neben der zunehmenden Kriminalität im Cyberraum lässt sich der Studie entnehmen, dass Männer tendenziell häufiger Opfer von Straftaten werden als Frauen. Diese sind jedoch deutlich häufiger von Partnerschaftsgewalt und Sexualstraftaten betroffen.

Hinsichtlich des Anzeigeverhaltens besteht im Cyberraum ein großes Dunkelfeld. Während bei Autodiebstählen rund 92 Prozent der Fälle zur Anzeige gebracht werden, liegt die Zahl im Bereich der Cyberkriminalität bei 18 Prozent. Sexualstraftaten liegen hier lediglich bei 1 Prozent. Häufig sind hier der Wunsch, die Tat zu vergessen, und fehlende Beweise Entscheidungsgründe gegen eine Anzeige.

Sicher fühlen

Das Sicherheitsgefühl der Menschen in Deutschland und die Kriminalitätsfurcht

Die Kriminalitätsfurcht beschreibt die Sorge, selbst von Kriminalität betroffen zu sein, und bildet so die wahrgenommene Bedrohung durch Kriminalität ab.

Blickt man auf das Sicherheitsgefühl der Menschen in Deutschland, unterscheidet sich das Sicherheitsgefühl tagsüber zwischen Männern und Frauen kaum. Nachts fühlen sich aber laut Umfrage Frauen in der Öffentlichkeit deutlich unsicherer als Männer. Auch in der eigenen Wohngegend fühlen sich Frauen (61 Prozent) nachts weniger sicher als Männer (83 Prozent). Weniger als die der Studienteilnehmer, rund 46 Prozent, fühlen sich nachts in öffentlichen Verkehrsmitteln sicher. Insgesamt sorgen sich besonders Menschen mit Migrationshintergrund, Opfer von Kriminalität oder aber Opfer von Vorurteilskriminalität zu werden.

Neben der affektiven Kriminalitätsfurcht wurde auch die deliktspezifische Kriminalitätsfurcht erhoben: Hier gaben über 40 Prozent der Befragten an, Sorge zu haben, Opfer von Internetbetrug zu werden. Die Delikte Wohnungseinbruch (27,1 Prozent), Sachbeschädigung (24 Prozent), Diebstahl (22 Prozent) und Körperverletzung (18 Prozent) lösen am meisten Kriminalitätsfurcht aus.

Um sich vor Straftaten und Kriminalität zu schützen, meidet ein Großteil der Befragten nachts bestimmte Orte oder die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Dies trifft besonders auf Frauen zu (58 %). Auch der Bewaffnungsgrad zum Schutz vor Straftaten nimmt zu: 1,5 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren tragen zum Eigenschutz häufig oder sehr oft ein Messer oder Reizgas bei sich.

Bewertung der Polizeiarbeit: Verbesserungsbedarf bei Präventivarbeit und Präsenz im öffentlichen Raum

Die Polizei ist als verantwortliche Behörde für die öffentliche Sicherheit und somit auch für das Sicherheitsgefühl der Menschen verantwortlich. Wie bewerten die Befragten die Arbeit der Polizei?

Mehrheitlich beurteilen die Studienteilnehmer die Polizeiarbeit als positiv und die Mehrheit aller Personen, die Kontakt mit der Polizei hatten, war mit diesem zufrieden. Jedoch sehen die Menschen vor allem im Bereich der Präventionsarbeit, der Präsenz der Polizei im öffentlichen Raum und der wahrgenommenen Vorurteilsfreiheit Verbesserungsbedarf. Zwar werden Polizistinnen und Polizisten als überwiegend professionell und kompetent bewertet, aber die Befragten beklagen mangelndes Mitgefühl (24 Prozent) und Überlastung der Polizei (77 Prozent).

Ausblick: Wie sicher fühlen sich Menschen? 

Künftig soll die Befragung alle zwei Jahre durchgeführt werden und so Prozesse und Veränderungen im Dunkelfeld über einen längeren Zeitraum abbilden. Periodisch wiederholte Opferbefragungen ergänzen die PKS, die ausschließlich die polizeilich bekannten Straftaten erfasst und abbildet (Hellfeld). Für eine wirksame Straftatenprävention und Kriminalpolitik ist eine Analyse von Hell- und Dunkelfeldergebnissen maßgeblich. Hierzu kann die durchgeführte Studie einen wertvollen Beitrag leisten.

Das Sicher-Stark Team hilft mit

Das Sicher-Stark Team bietet ein umfassendes Angebot für Kinder und Jugendliche, um das Sicherheitsgefühl zu stärkenund Kinder fit zu machen gegen Gewalt, Mobbing und Übergriffe, damit sie seltener Opfer von Kriminalität und Straftaten werden. Umfassende Informationen über die Angebote des Sicher-Stark Teams gibt es auf der Homepage der Bundesgeschäftsstelle.

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