Von Veronika Wittig
Immer wieder werden Kinder und junge Heranwachsende Opfer von (sexueller) Gewalt und Missbrauch. Zwar gibt es keinen hundertprozentigen Schutz vor sexuellem Missbrauch und Gewalt, dennoch können Staat und Gesellschaft vorbeugend eine Menge tun, um Kinder zu schützen. Besonders wichtig sind hierbei präventive Maßnahmen. Ein wesentliches Element sind die s. g. Kinderschutzkonzepte.
Was ist Missbrauch?
Unter sexuellem Missbrauch versteht man sexuelle Handlungen, die einen anderen in seiner sexuellen Integrität verletzen und ihm physischen und/oder psychischen Schaden zufügen. Sexueller Missbrauch liegt vor, wenn ein Erwachsener oder Jugendlicher ein Kind oder Heranwachsenden dazu missbraucht, die eigenen sexuellen Bedürfnisse mit Gewalt zu erfüllen bzw. auszuleben. Dazu gehört auch, wenn sich der Täter vor dem Kind entkleidet, Körperkontakt vornimmt, das Kind zu sexuellen Handlungen an sich selbst zwingt oder ihm pornografisches Material zeigt. Dabei nutzt der Täter seine Machtposition und Abhängigkeit des Kindes aus, es besteht ein Machtgefälle zwischen Opfer und Täter.
Neben dem sexuellen Missbrauch gibt es auch den seelischen Missbrauch, häufig auch bezeichnet als seelische Misshandlung. Diese besteht meist aus Äußerungen und Handlungen von Bezugspersonen, die dem Kind ein Gefühl von Ablehnung, Wertlosigkeit und Herabsetzung vermitteln, es also verbal und emotional herabsetzen oder bedrohen. Wesentliche Merkmale sind (schwerwiegende) Ablehnung, Isolation, ständige Kritik, das Kind „zum Sündenbock machen“, Einschüchterung und ein Gefühl von Einsamkeit vermitteln.
Kinderschutzkonzepte sollen Kinder schützen
In immer mehr gesellschaftlichen und politischen Bereichen wird über den Schutz von Heranwachsenden vor Missbrauch diskutiert. Jüngst verabschiedete der saarländische Landtag im November 2023 ein neues Kinderschutzgesetz. Dieses soll dafür sorgen, dass Missbrauch weniger häufig vorkommt und früher geholfen werden kann, sodass Kinder aktiv geschützt werden können.
Nach der Entführung einer Schülerin auf dem Schulweg in Edenkoben diskutiert auch der rheinland-pfälzische Landtag über Schutzkonzepte, um Kinder besser vor sexueller Gewalt zu schützen. Der Landtag hat deshalb beschlossen, dass bis zum Schuljahr 2028/29 verbindliche Schutzkonzepte an jeder Schule etabliert werden müssen. Die Landesregierung soll die rechtlichen Grundlage hierfür bis Ende 2024 schaffen, damit alle Schulen spätestens im Schuljahr 2028/2029 ein Schutzkonzept gegen sexualisierte und andere Gewalt in der Schule präsentieren können.
Auch Vereine, Sportinstitutionen und andere gesellschaftliche Einrichtungen sensibilisieren für den Schutz von Kindern und setzen sich aktiv gegen Missbrauch ein.
So hat jüngst auch der 1. FC Kaiserslautern ein Schutzkonzept erarbeitet und klärt über sexuellen Missbrauch im Sport auf. Kinder sollen so während ihres Aufenthalts auf und in den Sportanlagen und bei der Teilnahme an Wettkämpfen unsere besondere Aufmerksamkeit und besonderen Schutz genießen. So heißt es in der Begründung des Vereins für ein Schutzkonzept: „In vielen Sportarten sind Berührungen (z. B. bei Hilfestellungen) wesentlicher und unvermeidbarer Bestandteil des Bewegungsablaufs. Trainer*innen und Übungsleiter*innen sind Vorbilder, werden bewundert und oftmals auch idealisiert. Dies macht es potenziellen Täter*innen leichter, jenes von Kindern […]in sie gesetzte Vertrauen zu missbrauchen. […]Hier steht der Verein in besonderer Verantwortung, die ihm anvertrauten Kinder […]vor jedweder sexualisierter Gewalt zu schützen und vorbeugende Maßnahmen zu deren Schutz zu ergreifen.“
Diese Beispiele von bereits etablierten Schutzkonzepten zeigt, wie aktive Prävention und der Schutz von Kindern gelingen und gesellschaftlich etabliert werden kann. Mit einem aktiven Hinsehen und Aufmerksam machen können viele Kinder vor Missbrauch und Gewalt geschützt werden.
Das Sicher-Stark-Team hilft mit
Das Sicher-Stark-Team hilft mit und bietet ein umfassendes Angebot für Kinder, Heranwachsende und Eltern zum Thema Gewaltprävention, Tipps und Tricks für Eltern, für starke Kinder und präventive Maßnahmen.
Das Sicher-Stark-Team setzt sich dafür ein, dass Kinder früh für diese Themen sensibilisiert werden und dadurch sicher und stark aufwachsen können. Weitere Informationen gibt es online auf der Homepage der Bundesgeschäftsstelle.
Lesen Sie auch unseren Artikel über Schutz vor sexueller Gewalt – neue Kampagne „Schieb deine Verantwortung nicht weg!“