Kindesmissbrauch verhindern

Missbrauch war Thema am 08.06.2021 in Neunkirchen 

Ehemaliger Polizeibeamter mit GSG9 Erfahrung Ralf Schmitz klärt auf.

Sexueller Missbrauch von Kindern war ein Thema in Neunkirchen am 08.06.2021. Jeder Vater und jede Mutter hatten schon Angst, wenn sie die täglichen Medienberichte verfolgten von Kindesentführungen und stehen oft immer wieder von Neuem vor der Frage:

Wie schütze und sensibilisiere ich mein Kind, ohne ihm Angst zu machen vor Missbrauch, Kindesentführung, Mobbing und den Internetgefahren? Und: Wann ist der richtige Zeitpunkt für Aufklärung?

KindeKindesmissbrauch verhindern

Kindesmissbrauch verhindern

Sehr spielerisch und angstfrei führt Ralf Schmitz seit über 20 Jahren die Eltern und vor allem die Kinder  an das Thema heran. Der frühere Polizeitrainer hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, mehr Prävention und Schutz der Kinder in Deutschland durchzuführen. Er weiß aus Erfahrung, dass sich Kinder und auch Eltern sehr gut schützen können vor den vielen Gefahren.

Ralf Schmitz beim Sicher-Stark-Kurs

Ralf Schmitz beim Sicher-Stark-Kurs

Um Missbrauch, Kindesentführung und Mobbing zu verhindern, gibt es schon seit Jahren verschiedene Präventionsangebote von der Bundesgeschäftsstelle, die vor allem ein Ziel haben: das Selbstbewusstsein der Kinder aufzubauen und Ihnen Handlungsmöglichkeiten an die Hand geben, wenn Eltern nicht in der Nähe sind.

Das bundesweite Sicher-Stark-Kinderpräventionskonzept ist ein geschütztes Konzept und wird nur von hochqualifizierten Pädagogen, Psychologen, Kindertherapeutinnen und Polizeibeamten an den circa 17.000 Grundschulen und circa 60.000 Kitas durchgeführt, um eine Stärkung der Kinder zu erreichen.

Diesmal wurde dies im Familienzentrum Neunkirchen-Seelscheid in einem Sicher-Stark-Kinderkurs zum ersten Mal geschult. Der Polizeibeamte Ralf Schmitz besuchte die Vorschulkinder im Familienzentrum und führte sie an die Thematik angstfrei und sehr einfühlsam heran. Ralf Schmitz ist normalerweise auch ziemlich viel in Grundschulen in Deutschland unterwegs. Er sagt: „Es gelingt mir leider auch öfter Missbrauchsfälle aufzudecken.

Auch merkt der Polizeibeamte oft an der Reaktion der Kinder, dass etwas nicht stimmt. Und wie? Wie merkt man so etwas: „Ich lasse die Kinder ganz unbefangen von Ihren Erlebnissen erzählen, wenn sie erst einmal Vertrauen haben. „Jeder Missbrauchsfall in Deutschland ist ein Fall zu viel“ so findet er und hier gilt es frühzeitig Prävention zu betreiben.

Auch die frühzeitige Benennung der Geschlechtsteile ist für die Kinder sehr wichtig, denn nur so kann ein Missbrauch entdeckt werden, wenn Kinder bereits gelernt haben die richtigen Worte zu finden.

Aber gerade Kinder, die missbraucht werden, werden doch vom Täter oft zum Schweigen verdonnert? Mit Sätzen wie: „Wenn du etwas verrätst, dann hat deine Mama dich nicht mehr lieb“! oder „Wenn das jemand erfährt tue ich Deiner Katze etwas an!“  Durch die Unbefangenheit der Situation könne es trotzdem sein, dass das ein oder andere Kind ganz spontan antworte, sagt Schmitz. Mehrfach im Jahr gelingt es ihm durch seine Tätigkeit an den Grundschulen und Kitas sexuellen Missbrauch aufzudecken.

Die außergewöhnlichen Methoden und provokativen Realitätsschulungen sprechen für eine hohe Nachhaltigkeit und deshalb wird das bundesweite Präventionskonzept auch nur von hauptberuflichen Präventionsexperten nur umgesetzt. Die Warteliste ist lang und man muss mit 6 Monate Wartezeit rechnen. Und wie wird der Missbrauch weiterverfolgt? Sicher-Stark arbeitet mit einer Vielzahl von regionalen Beratungsstellen zusammen und viele Grundschulen haben Schulsozialarbeiter, die dann Gespräche mit den Eltern führen. Auch einige Polizeidienststellen besitzen gute kindgerechte Video-Anhörungszimmer.

Ralf Schmitz arbeitet auch mit dem Bundeskriminalamt in einzelnen Fällen zusammen.

Und wie reagieren die Eltern darauf, wenn ihre Kinder schon so früh mit dem Thema sexueller Missbrauch konfrontiert werden?  Sehr positiv, solange die Kinder nicht verängstigt und kindgerecht geschult werden. Leider gibt es viele Trittbrettfahrer, die versuchen durch unseriöse Methoden den Kindern schnell ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln. „Kindesmissbrauch kann nur verhindert werden, wenn regelmäßige Auffrischungskurse stattfinden“, so Schmitz.

Es gehe in erster Linie darum, die Kinder zu stärken, denn selbstbewusste und starke Kinder würden laut Polizeistatistik deutlich seltener Missbrauchsopfer, erklärt Ralf Schmitz.

Die Gefahren drohen überall, aber die meisten Übergriffe passieren natürlich im nahem Umfeld des Kindes. Dort wird zu 70 % der Missbrauch bei den polizeilichen Ermittlungen festgestellt. Nachbar, Tante, Onkel oder Sportlehrer kommen oft in Frage und seltener der Mann hinter der Hecke.

Da sei es wichtig, früh an die Thematik heranzuführen. Ralf Schmitz hält seit Jahren auch Vorträge im Bereich Internetsicherheit.

Die Kinder sind nach den Sicher-Stark-Veranstaltungen Feuer und Flamme und sitzen nach den 4 Stunden noch voller Begeisterung auf den Bänken und wollen am liebsten noch gar nicht nach Hause, so intensiv und umfangreich sind die Sicher-Stark-Schulungen.

Prävention und Sensibilisierung ohne dass man sie dabei verängstige ist ganz wichtig. Immer wieder wenden Eltern bei den Elternabenden ein, dass ihr Kind noch nicht aufgeklärt sei. Das Thema wurde zu Hause noch nicht besprochen.

Das macht gar nichts. „Ich sage den Eltern, dass Aufklärung in der Schule ja auch stattfindet aber viel wichtiger ist, dass Kinder erfahren, „Dein Körper gehört Dir!“ und „Du darfst immer entscheiden ob es sich um angenehmene oder unangenehme Berührungen handelt“.

„Wenn es unangenehme Berührungen sind , darfst Du dir immer Hilfe holen“.

Auch der Begriff  ‚Sexueller Missbrauch’ fällt nicht in der Sicher-Stark-Stunde, sondern es geht um gewisse Handlungen, die nicht OK sind. Und wir geben den  Kindern viele Ansprechpartner an die Hand, damit sie für den Ernstfall schnell Hilfe erhalten können. Kinder sind nie Schuld, sondern der erwachsene Pädophile weiß genau was er da tut.

Kinder vor Missbrauch schützen!

Kinder vor Missbrauch schützen!

Ralf Schmitz hat auch mehrere Bücher, CD und DVDs zu diesen Themen bereits entwickelt. Wenn er mit den Kindern, Eltern, Lehrkräften spricht – tut er das als Autor?

Er wird oft nach hilfreicher Literatur zum Thema gefragt und so sind die ganzen Werke aus seiner über 20 jährigen Berufserfahrung entstanden. Im Sicher-Stark-Shop oder in den Buchhandlungen können die Titel bezogen werden.

Herr Schmitz  sagte uns, dass die Kinder in so einem jungen Alter noch sehr unbefangener sind. Hinzu komme, dass ja auch schon viele sehr junge Kinder von dem Thema betroffen sind. Deshalb: „Man kann gar nicht früh genug mit richtiger Prävention beginnen, die Kinder stark zu machen.“ Man sollte aber auch Qualitätsmerkmale berücksichtigen, denn der Markt boomt, weiß Schmitz zu berichten.