Soziale Kompetenzen sind unverzichtbar – und werden dennoch zu wenig gefördert

Autorin: Daniela Schönwald

Was macht ein Kind wirklich stark? Neben Lesen, Rechnen und Schreiben sind es vor allem soziale Fähigkeiten, die den Weg ins Leben prägen: Empathie, Teamfähigkeit, Konfliktlösungsfähigkeit und emotionale Intelligenz. Eine internationale Studie zeigt jedoch alarmierende Daten: Viele Bildungsprogramme weltweit legen ihren Schwerpunkt fast ausschließlich auf kognitive Ziele, während soziale Kompetenzen oft nur am Rande thematisiert werden.
Im Rahmen dieser Analyse wurden über 90 Bildungspläne aus 53 Staaten untersucht – und das Ergebnis ist deutlich: Soziales Lernen wird oft als „Nice-to-have“ betrachtet, nicht als zentraler Bildungsbestandteil.

Warum soziale Kompetenzen so wichtig sind

  1. Gesellschaftlicher Zusammenhalt:
    Kinder, die lernen, sich in andere hineinzuversetzen, Konflikte konstruktiv zu lösen und gemeinsam zu handeln, tragen zu einem respektvollen und toleranten Zusammenleben bei.
  2. Persönliches Wohlbefinden:
    Freundschaften, Selbstwertgefühl und die Fähigkeit, mit Emotionen umzugehen, sind entscheidend für psychische Gesundheit.
  3. Berufliche Zukunft:
    Häufig sind es nicht nur Fachwissen oder Abschlüsse, die entscheiden, sondern auch Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und wie jemand mit Stress oder Verantwortung umgeht.
  4. Demokratie und Teilhabe:
    Kinder, die sozial kompetent sind, sind eher bereit, sich zu engagieren, Meinungsvielfalt anzunehmen und Konflikte nicht mit Gewalt, sondern mit Dialog zu lösen.

Was die Studie bemängelt

  1. Fokus auf kognitive Leistungen:
    Bildungsprogramme legen großen Wert auf messbare Leistungen: Sprache, Mathematik, logisch-analytisches Denken etc. Diese Bereiche sind wichtig – doch sie dominieren laut Studie das Bild.
  2. Mangelnde Förderung sozialer Fähigkeiten
    Wie lernen Kinder empathisch zu sein? Wie geht man mit Konflikten um? Wie teilt und kooperiert man? Diese Fragen bleiben oft vage, werden nicht strukturiert und systematisch im Bildungssystem behandelt.
  3. Der Irrglaube vom Einzelerfolg
    In vielen Programmen wird der Eindruck erweckt: Leistung und Erfolg hängen allein von individuellem Talent und Einsatz ab. Strukturelle Faktoren, Umfeld und Mitmenschen werden oft vernachlässigt.

Was müsste sich ändern?

Damit soziale Kompetenzen nicht länger ein Randthema bleiben, könnten folgende Maßnahmen helfen:

  1. Integration in Lehrpläne und Bildungsstandards
    Soziales Lernen sollte in den Lehrplänen explizit verankert sein und nicht nur als Zusatz, sondern als gleichwertiger Teil mit den kognitiven Zielen.
  2. Fortbildung für pädagogisches Personal
    Lehrer*innen und Erziehe*rinnen brauchen Wissen und Werkzeuge, um soziale Fähigkeiten bewusst zu fördern. Z. B. durch Rollenspiele, kooperative Lernformen oder Feedbackmethoden etc.
  3. Räume für soziales Miteinander schaffen
    Klassen- und Gruppenarbeiten, Konfliktlösungsrunden, Peer-Mentoring, Projekte mit demokratischen Elementen oder sozialem Engagement bieten praktische Möglichkeiten.
  4. Evaluierung & Messung
    Es muss geprüft werden, wie gut Programme soziale Kompetenzen fördern. Nur was man misst, wird oft ernst genommen. Indikatoren könnten sein: Empathievermögen, Konfliktfähigkeit, gegenseitiger Respekt und Verantwortungsbewusstsein.

Was funktioniert schon gut

  1. Einige Kindergärten und Vorschulen verwenden gezielt Spiele und Gemeinschaftsaktivitäten, um Teilen, Zuhören und Rücksichtnahme zu fördern.
  2. Schulen mit Projektunterricht, bei dem Schüler*innen in Teams arbeiten, lernen nicht nur Inhalte, sondern zugleich soziale Interaktion.
  3. Mentoring-Programme, bei denen ältere Schüler*innen Jüngere begleiten, fördern Verantwortung und soziales Miteinander.

Die Förderung sozialer Kompetenzen darf nicht länger als nettes Extra gesehen werden, sondern gehört von Anfang an ins Zentrum guter Bildung. Ein Bildungssystem, das nur kognitive Ziele misst, riskiert, ganze Teile dessen, was Menschen wirklich stark macht, zu vernachlässigen. Für eine Schule und Gesellschaft, in der nicht nur Wissen zählt, sondern auch Wertschätzung, Empathie und Zusammenhalt, müssen Programme, Pläne und Lehrmethoden neu gedacht werden.
Quelle: https://zwergerl-magazin.de/RundumFamilie/schule-bildung/studie-zeigt-bildungsprogramme-vernachlässigen-soziale-kompe/

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