Belästigung im Freibad

Wie wir unsere Kinder stark machen

Die Sonne scheint, das Wasser glitzert: Freibäder sind für viele Kinder und Jugendliche ein Ort der Freude und Freiheit. Doch leider kommt es dort immer wieder zu Situationen, in denen Mädchen, oder auch Jungen, sich unwohl fühlen, weil ihnen jemand zu nahe kommt. Solche unangemessenen Verhaltensweisen können sehr unterschiedlich aussehen: vom ständigen Fixieren mit Blicken über anzügliche Bemerkungen bis hin zu absichtlichen Berührungen oder dem Bedrängen im Wasser. Auch wenn diese Handlungen manchmal vermeintlich „harmlos“ wirken, können sie für Betroffene sehr belastend sein.

Es stärkt Kinder ungemein, wenn sie von Anfang an die richtigen Worte für alle Körperteile kennen – auch für die Intimbereiche. Wer seinen Körper benennen kann, lernt, sich in unangenehmen Momenten konkret ausdrücken zu können. Ebenso wichtig ist, Kinder darin zu unterstützen, Grenzen zu setzen. Wenn ein Kind keine Umarmung oder keinen Kuss möchte – auch nicht von engen Verwandten – dann ist das in Ordnung. Ein Kind soll spüren: Mein Körper gehört mir! Auch die Formulierung von Gefühlen im Alltag ist ein wertvoller Wegweiser: ‚War das angenehm?‘ oder ‚Wie hast du dich dabei gefühlt? Solche Fragen unterstützen Kinder darin, ihre eigene Empfindungen ernst zu nehmen.

Durch Rollenspiele zu Hause können Kinder zudem lernen, deutlich „Nein!“ zu sagen, sich wegzudrehen oder laut um Hilfe zu rufen. So stärken sie ihr Selbstvertrauen in einem sicheren Rahmen. Wichtig ist: Kinder tragen niemals Verantwortung für das übergriffige Verhalten anderer. Selbst wenn ein Kind nicht laut reagiert hat, bleibt es unverschuldet Opfer.

Im Freibad helfen klare Regeln und gemeinsames Vorgehen: Kinder sollten nach Möglichkeit zu Zweit oder in Gruppen ins Wasser gehen, möglichst die Übersicht behalten und Abstand zu Fremden halten. Wenn sich etwas unsicher oder unangenehm anfühlt, ist es völlig in Ordnung, sich zurückzuziehen oder eine vertraute Person um Unterstützung zu bitten. Im Notfall kann ein deutlicher Hilferuf, zum Beispiel „Sie dort, bitte helfen Sie mir!“, wirksam sein. Außerdem ist es sinnvoll, sich gemeinsam vorab zu orientieren: Wo ist der Bademeister oder das Sicherheitspersonal erreichbar, damit Ihr Kind weiß, an wen es sich im Ernstfall wenden kann.

Was können Eltern konkret tun?

  • Sprache einsetzen: Körperteile beim richtigen Namen nennen – damit Kinder sich konkret ausdrücken können.
  • Grenzen stärken: Akzeptieren, wenn das Kind Nähe verweigert. Das stärkt die Selbstbestimmung.
  • Gefühle verbalisieren: „War das angenehm?“ hilft beim Wahrnehmen und Formulieren des eigenen Empfindens.
  • Rollenspiele: Sicherheit durch laut „Nein!“ sagen, sich entfernen oder Hilfeschreie üben.
  • Verantwortung klar benennen: „Du bist nicht schuld“
  • Zusammen statt allein: Freibadbesuche gemeinsam mit Freundinnen oder Familie planen.
  • Auf das Bauchgefühl vertrauen: Ein unangenehmes Gefühl ist Grund genug, um sich zu schützen.
  • Hilferuf üben: „Sie dort, helfen Sie mir!“ laut aussprechen, wenn nötig.
  • Ansprechpersonen kennen: Überblick über das Freibad-Personal verschaffen, um direkte Hilfe holen zu können.

Kinder die lernen, auf sich zu achten und klare Grenzen zu setzen, erleben das Freibad selbstbestimmt mit Lebensfreude und Sicherheitsgefühl. Und Eltern schaffen das Umfeld, in dem sie diesen Mut entdecken.

Wichtige Telefonnummern
Polizei (Notfall) 110
Nummer gegen Kummer (anonym) 116 111
Weißer Ring (kostenfreie Hilfe) 116 006

Die Sicher-Stark-Initiative zählt bundesweit zu den wichtigsten Anlaufstellen, wenn es um den Schutz und die Stärkung von Kindern geht. Seit fast 30 Jahren engagiert sich ein interdisziplinäres Team aus Pädagog:innen, Psycholog:innen, IT-Expert:innen und ehemaligen Polizeibeamt:innen für die Sicherheit von Kindern. In ganz Deutschland bietet die Initiative praxisnahe Schulungen, Elterntrainings und Webinare an – mit dem Ziel, Kinder frühzeitig zu stärken und ihnen ein sicheres, selbstbestimmtes Leben in analogen wie digitalen Lebenswelten zu ermöglichen.
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