Medienkompetenz statt Verbote: Warum Kinder digital stark gemacht werden müssen

Smartphone in der Hand, Kopfhörer im Ohr, TikTok auf dem Bildschirm – für viele Kinder gehört digitale Kommunikation längst zum Alltag. Oft früher, als Erwachsene es erwarten oder sich wünschen. Zwischen Chats, Videos und Challenges bewegen sich schon Grundschulkinder ganz selbstverständlich in digitalen Räumen. Doch mit dieser Freiheit gehen Herausforderungen einher: Cybermobbing, Desinformation und Suchtverhalten sind reale Risiken, denen Kinder nicht schutzlos ausgeliefert sein sollten. Immer häufiger wird deshalb der Ruf nach klaren Grenzen laut – bis hin zu Forderungen nach einem generellen Social-Media-Verbot für Kinder unter 14 Jahren. Doch lassen sich Probleme wirklich lösen, indem man sie verbietet?

In der aktuellen Debatte um ein mögliches Social-Media-Verbot für Kinder unter 14 Jahren spricht sich Bundesbildungs- und Familienministerin Karin Prien (CDU) für diese Altersgrenze aus, um Kinder und Jugendliche besser vor extremistischen, pornografischen und suchtgefährdenden Inhalten zu schützen. Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, äußerte sich dazu im Bayerischen Rundfunk jedoch kritisch. Sie hält ein solches Verbot für unrealistisch und warnt davor, die digitale Realität durch Reglementierungen ausblenden zu wollen.
Quelle: https://www.bllv.de/vollstaendiger-artikel/news/bildungsziel-medienkompetenz-statt-verbotspolitik-wir-muessen-kinder-fit-machen-6775

Warum Verbote nicht genügen

Natürlich können klare Altersgrenzen eine Orientierung bieten. Doch ein Verbot allein schützt Kinder nicht vor problematischen Inhalten – im Gegenteil: Wer heimlich Plattformen nutzt, tut dies oft ohne Aufsicht oder Unterstützung. Aus medienpädagogischer Sicht ist eine reine Verbotsstrategie daher wenig sinnvoll, da sie Kinder nicht in ihrer Medienreflexion stärkt. Medienkompetenz gilt in der Fachwelt als der nachhaltigere Weg.
Schließlich ist die digitale Welt längst Teil des Alltags und wird künftig noch wichtiger werden. Daher ist es nicht zielführend, Kinder von digitalen Medien auszuschließen. Vielmehr müssen sie darin unterstützt werden, sicher und reflektiert mit digitalen Inhalten umzugehen. Voraussetzung dafür ist, dass Eltern und Schule gemeinsam Verantwortung übernehmen und Kindern die nötigen Kompetenzen vermitteln.

Was Eltern konkret tun können:

Vorbild sein: Kinder orientieren sich am Verhalten der Erwachsenen. Wer beim Essen ständig aufs Handy schaut, sendet ein klares Signal.

  • Regeln gemeinsam festlegen: Dazu gehören feste Zeiten, handyfreie Zonen (etwa am Esstisch oder vor dem Schlafengehen), gemeinsames Anschauen von Inhalten und Gespräche darüber sowie eine gesunde Balance zwischen digitalen und analogen Aktivitäten.
  • Kritisches Denken fördern: Was ist Werbung, was Meinung? Was macht ein Bild oder Video glaubwürdig? Wie erkenne ich eine seriöse Quelle?
  • Auch Schulen sind gefragt: nicht nur durch die Bereitstellung digitaler Geräte, sondern durch gezielte Medienbildung. Möglich sind etwa Projektwochen zu Themen wie Fake News oder Cybermobbing, die Zusammenarbeit mit Medienpädagogen, Kooperationen mit Fachstellen oder auch Elternabende und Fortbildungen für Lehrkräfte.

Fazit: Kinder vor digitalen Risiken zu schützen ist notwendig. Doch statt ihnen den Zugang zu verwehren, sollten sie befähigt werden, selbstbestimmt und sicher mit digitalen Medien umzugehen. Wer versteht, wie soziale Netzwerke funktionieren und wie man sich dort schützt, gewinnt echte Souveränität, und genau darum sollte es gehen.

Die Sicher-Stark-Initiative zählt bundesweit zu den wichtigsten Anlaufstellen, wenn es um den Schutz und die Stärkung von Kindern geht. Seit fast 30 Jahren engagiert sich ein interdisziplinäres Team aus Pädagog:innen, Psycholog:innen, IT-Expert:innen und ehemaligen Polizeibeamt:innen für die Sicherheit von Kindern. In ganz Deutschland bietet die Initiative praxisnahe Schulungen, Elterntrainings und Webinare an – mit dem Ziel, Kinder frühzeitig zu stärken und ihnen ein sicheres, selbstbestimmtes Leben in analogen wie digitalen Lebenswelten zu ermöglichen.
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