Sicher und stark gegen Kindesmissbrauch in Mühlheim

Sicher und stark gegen Kindesmissbrauch in Mühlheim

Mühlheim (KP) „Nein, ich will kein Geschenk.“ Lena schüttelt mit dem Kopf. Der Mann in dem schwarzen Auto möchte von der Siebenjährigen wissen, wo die Lutzstraße in Mühlheim ist. Die Beifahrertür ist offen. Sie solle einsteigen. Er hätte eine Überraschung für sie. Der scheinbar freundliche Mann versucht alles, damit Lena zu ihm in den Wagen steigt – vergebens. Lena lässt sich nicht ködern. Er gibt auf und fährt davon – erstmal. Denn Lena hat einen vielleicht folgenschweren Fehler gemacht. Sie hat ihm verraten, auf welchen Spielplatz sie immer geht. „Sie hat sich im Prinzip richtig verhalten, hat genug Abstand zum Wagen gehalten und ist nicht eingestiegen“, erklärt Ralf Schmitz und nimmt die Sonnenbrille ab, „aber ein möglicher Täter wüsste jetzt, wo Lena zu finden wäre.“

Sicher und stark gegen Kindesmissbrauch

Ralf Schmitz von der „Sicher-stark-Initiative“ demonstriert den Kindern in Mühlheim, wie man sich wehren kann.

Mit Ralf Schmitz sicher und stark gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch

Ralf Schmitz ist einer der führenden Präventionsexperten in Deutschland und seit vielen Jahren bundesweit aktiv für die Sicher-Stark-Initiative, die Kinder in speziellen Präventionskursen schult, damit sie keinem Gewaltverbrechen zum Opfer fallen.

Der ehemalige Polizeitrainer machte am Samstag die Grundschüler und die Vorschulkinder sicher und stark gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch.

„Es ist wichtig, im Vorfeld etwas zu unternehmen. Kinder dürfen der Gewalt nicht hilflos ausgeliefert sein“, erklärt Schmitz. Wie wichtig so eine Präventionsarbeit ist, zeigt der Fall der erst achtjährigen Kardelen aus Paderborn, die im Januar erst missbraucht und dann umgebracht wurde. So ein entsetzliches Verbrechen könne täglich und überall wieder passieren – auch in Mühlheim. Zwei Mädchen der Grundschule seien schon einmal auf ihrem Schulweg von einem Fremden angesprochen und mit Geschenken geködert worden, berichtet Ralf Schmitz, der schon öfters in Mühlheim Kurse geleitet hat.

Oft kämen die Täter auch aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld. In vielen Fällen seien es Verwandte oder Nachbarn. Die Masche sei fast immer gleich. „Sie bauen erst Vertrauen auf und mimen den lieben Onkel. Kinder erkennen die Gefahr meist erst, wenn es zu spät ist“, erklärt Schmitz, der mit dem Expertenteam von Sicher-Stark bundesweit schon über 500 000 Grundschüler aufgeklärt hat.

Die Kinder im Kurs wissen jetzt, wie sie mögliche Gefahren erkennen können. „Wenn mich ein Fremder anspricht, gehe ich einfach weiter und lasse mich auf kein Gespräch ein“, sagt Lena (Name von der Redaktion geändert).